Seit Samstag mittag bin ich wieder auf freiem Fuß- entlassen, fristlos. Also in die Elternwohnung. Es geht erst nächsten Montag weiter und so hab ich jetzt eine Woche Zeit um mich mal zu regenerieren und reinzustopfen was geht. Delia ist leider erkältet und kam nicht zu Besuch, aber mein Mann war von Sa. auf So. da. Ich bin körperlich eigentlich echt total fertig- keine Muskeln, kein Fett, kein nix, aber das Gefühl zu leben, rauszukommen und zu atmen, zu spüren, dass man lebt, macht alles schlagartig wieder wett und man fängt an zu kämpfen. Auffällig ist, dass ich weniger emotional, als eher praktisch an „die Sache“ herangehe. Z.B. habe ich meinen armen Mann damit überrumpelt, dass er mir den Kopf scheren soll, weil die Haare eben jetzt ausfallen und es ist einfach total nervig und eklig jeden morgen in einem Haufen Haare aufzuwachen. Also ab damit. Die Perücke sitzt und ist warm. Aus seiner Sicht war es bestimmt grauenvoll seiner eigenen Frau den Kopf scheren zu müssen. Aber mir gehts so jetzt besser und ich fühl mich wohler. Es ist auch einfach toll, hier in der Wohnung ein Stück weit Alltag wieder zu erleben- nur aus einer anderen Sicht: als Studentin in einer Bude ohne Spülmaschine stapelt sich das Geschirr und man denkt „oh Gott- mach ich später“ ich dreh die Musik auf, fang an zu trällern und im Spülwasser zu patschen. Ich sag euch- abwaschen kann sooo schön sein 😉
Heute ist Nikolaus- davon bekomme ich leider gar nichts mit. Ich muss einfach das Ritual haben einen Wunschzettel zu schreiben/ basteln (kurz vor knapp- am 05.12.), die größten Stiefel zu putzen und sie dann mit dem Wunschzettel vor die Tür zu stellen. Dann um 6 Uhr morgens zu lauschen, ob da vor der Tür nicht was raschelt und sich schließlich, wie ein Mäuschen noch vor dem Weckerklingeln, an die Zimmertür zu schleichen und mal zu schaun, ob da schon was steht. Ich möchte diese Nikolaustradition so gerne mit meiner Tochter nächstes Jahr erleben. Dann gabs immer vor dem Kindi/ Schule zum Frühstück den selbst gebackenen Klausermann in heißer Milch. Das ist der Nikolaustag für mich.
Ich war heute aber wieder seit 9:00 in der Klinik, bekam mein Antibiotikum und lernte Latein. Aufgrund des schlechten Wetters kam das Medikament erst um 10 und bis ich wieder draussen war, wars halb 12. Aber ich hab zum ersten Mal etwas über den aktuellen Suchstand erfahren: es gibt keinen Spender, der zu 100% passt, aber es gibt welche, die wenigstens zu 80 oder 90 % passen könnten und die wurden jetzt zu einem Abgleich angeschrieben- d.h. sie müssen zum Arzt gehen und sich nochmals auf die Merkmale testen lassen. Über die Weihnachtszeit zieht sich das leider hin… Bitte animiert so viele Leute wie nur möglich, zu den diversen Typisierungsaktionen von mir zu kommen, damit evtl. ein Spender gefunden werden kann, der zu 100% passt!!!! Ansonsten läuft alles komplikationslos momentan und darüber bin ich wirklich herzlich froh!
Draussen liegt richtig viel Schnee, aber es ist so warm, dass es überall taut und tropft. Ich ging dann einkaufen und von den Bäumen und Häusern tropfte überall das Wasser runter- die Perücke hält! Ich glaub ich war die Einzige mit wasserabweisenden Haaren*lol* (klar, nur bis zu einem bestimmten Punkt, aber es braucht schon viel Wasser, bis DIE Frisur zusammenfällt).
So, ich werd jetzt kochen (Pasta, Pesto und Pilze) und mich dann gemütlich faul vor die Glotze hocken und irgendeinen Schrott anschaun.
Ich sende liebe Grüße aus dem verschneiten Ulm und 1000 Dank an alle, die mich so tatkräftig unterstützen und immer für mich da sind!
Alles Liebe, Eure Colette
Abwaschen- die schönste Sache der Welt! ;-)
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Liebe Colette,
ich drücke dir alle alle verfügbaren Daumen, dass du bald den passenden Spender findest. Mein Sohn (19) hatte in diesem Jahr ebenfalls eine SZT. Er hat seine Leukämie-Diagnose im Mai 10 bekommen. Bisher läuft alles sehr gut und ich hoffe, dass du das auch bald sagen kannst!
Ich werde weiterhin in deinen Blog gucken! Lass es dir gutgehen.
Alles Liebe
Martina