Geschenke, die von Herzen kommen

Hallo ihr Lieben,
endlich einmal wieder etwas Zeit. Seit heute ist der 2. Chemoblock beendet und mir gehts immer noch gut. Morgen darf ich wahrscheinlich wieder für ne Woche raus. Ich sag euch, der ganze Bürokratiekram verfolgt einen bis ins Krankenhaus- ich dachte man bekommt wenigstens davon mal ne Auszeit 😉 Pustekuchen!! Ich hab seit dieser Woche eine Lateinlehrerin gefunden, damit ich im Studium dann nicht so hinterherhinke. Das ist zwar echt nicht mein Fach, aber es tut gut, was zu tun. Nächste Woche hab ich die komplette Woche frei- da hab ich dann endlich mal Zeit für mich. Also langweilig wirds hier tatsächlich nie! Gestern Abend gabs nen saftigen riesigen Zwiebelrostbraten mit super angerösteten (so goldgelb knackig, ihr wisst schon, wie mans eben zu Hause kaum hinkriegt ;-)) Bratkartoffeln. Ich bin mal wieder fast geplatzt, aber das Fleisch musste rein! Hehe. Ansonsten ist in dieser Woche im KKH nicht viel passiert. Die Ärzte sagen ich habe keine leukämischen Zellen mehr im Knochenmark, was echt fantastisch ist und so würde ich eigentlich nur noch einen Chemoblock (also nach der Woche Pause) benötigen, damit man mit der Transplantation beginnen kann. Blöd ist nur, dass ich wie immer ne Extrawurst bin und ein seltenes Knochenmark habe, was bedeutet, dass die Spendersuche auf Hochtouren läuft, aber bisher kein passender gefunden wurde.  Meine Chancen stehen 1:1000.000, also bitte typisieren, typisieren, typisieren lassen!!!!!!
Das letzte Wochenende, an dem ich noch „draussen“ war, war ja Delia noch da. Sie ist echt wundervoll und verkraftet die Sache total gut. Jetzt hat sie Mama auch mal ausserhalb des Krankenhauses gesehen und es war richtig schön in der Whg. wieder mit meinem Mann und ihr wenigstens ein bisschen ein Familienleben führen zu können. Wir waren auf dem Weihnachtsmarkt und ich bin mit ihr in dem dortigen Märchenwald Zug gefahren. Dann gibts dort auch noch eine kleine Bärenausstellung von Steiff, bei der wir auch ewig gestanden sind. Ich liebe die Weihnachszeit, wenn alles weiß ist, die vielen Lichter, so ein harmonisches Ambiente- ich darf ja eh kein Alkohol trinken und so nimmt man den Weihnachtsmarkt auch nicht aus der Perspektive der Glühweinstände wahr ;-).
Ich hab auf alle Fälle meine Tischdeko für die Weihnachtstafel komplettieren können- alles in bordeaux-gold gehalten, wie meine heiligen Käthe Wohlfahrt-Weihnachtskugeln :-). Ich finde da deckt man sich einmal ein und das wars dann. Der ganze neue Farbenkitsch, den es jedes Jahr aufs neue gibt ist teilweise echt unmöglich. Ich stehe seit jeher auf die traditionellen Farben und so soll es bei uns auch bleiben- Wenigstens in dieser Hinsicht bin ich entgegen meiner Art „etwas“ konservativer veranlagt *g*.
Auch was die Geschenke betrifft: Man sagt doch nicht umsonst „Weihnachten ist das Fest der Liebe“. Geburtstage und Weihnachten sind für mich die 2 wichtigsten Feiertage im Jahr. Beim Geburtstag könnt ihr euch denken, dass dieser Tag für mich von Jahr zu Jahr und Krankheit zu Krankheit immer mehr an Bedeutung gewonnen hat- weniger der Geschenke halber, als vielmehr, weil es der Tag meiner Geburt war- der Tag, der mich zum Leben erweckt hat und mir all die wundervollen bisherigen Jahre geschenkt und ermöglicht hat. Deshalb wird er auch jedes Jahr gebührend gefeiert. Es geht nicht darum 1 Jahr älter zu werden, sondern darum, wieder ein wundervolles Jahr erlebt haben zu dürfen und das MUSS gefeiert werden! Daher auch mein chinesisches Brief-Logo und das Tattoo auf meinem Fuß (für diejenigen, die es kennen)- es bedeutet „Leben“. Beim Geburtstag geht es mir nicht um Geschenke- im Gegensatz zu Weihnachten. Ich liebe es Weihnachten traditionell im Kreise der großen Familie zu verbringen- 8 Leute Minimum! Es wird gemeinsam gekocht, die anderen schmücken mürrisch den Baum und haben dann doch irgendwann Spaß daran, wieder andere decken die Tafel und suchen händeringend nach den Gartenstühlen, die natürlich noch geputzt werden müssen. Dann sitzen alle und es wird gegessen. Vor dem Nachtisch wird eine Weihnachtsgeschichte vorgelesen und dann werden alle rausgeschmissen zum Spazieren gehen. In der Zeit kommt halt blöderweise immer das Christkind, sodass ich es bisher immer verpasst habe, aber das konnte der Anblick des Geschenkebaums immer wieder wettmachen 😉 Man kommt rein und das Glöckchen klingelt, Kerzen sind angezündet und die Lichter sind aus. Mein Opa spielt auf seiner Mundharmonika und es wird das gesamte Weihnachtslieder-Repertoire rauf- und runtergesungen. Schaurig schön sag ich euch! Jetzt zu den Geschenken: Wie schon gesagt, Weihnachten ist das Fest der Liebe und ich möchte an diesem Tag auch nur diese, meine engsten Liebsten um mich herum haben, was aber auch bedeutet, dass jeder einzelne von ihnen für mich etwas ganz Besonderes darstellt. Menschen, die ich über alles liebe, die für mich da sind und alles stehen und liegen lassen würden, nur um bei mir zu sein, wie ich es gleichermaßen auch tun würde. Familie, die einzigen Personen, die immer für einen da sind, wenn auch mal ein Tiefschlag im Leben kommen sollte und alle anderen Abstand nehmen. Für diese Menschen habe ich 1 ganzes Jahr Zeit, mir zu überlegen, was ich ihnen von Herzen schenken könnte- wie ich ihnen etwas Gutes tun könnte, wie ich ihnen zeigen könnte, dass ich an sie denke, ihnen zuhöre und dass sie mir wichtig sind. Hier geht es nicht um Geschenke kaufen, damit welche gekauft sind, es geht auch nicht um besonders teure Geschenke. Es geht darum, sich über Personen Gedanken zu machen, die man liebt. Und wer mir an Weihnachten einen Gutschein schenkt oder Unterhemden oder irgend etwas Praktisches, weil man´s wohl gerade benötigt- bei dem muss ich mich schon fragen, ob ich ihm genauso wichtig bin, wie er für mich (ich schreibe in der männlichen Form, was aber bitte als neutral angesehen wird). Ich weiß, das klingt nach einem mords Anspruch, aber hey- sie haben ein Jahr Zeit! Weihnachten ist etwas Besonderes und wenn nicht die Menschen, um mich herum sich Gedanken um einen geliebten Menschen machen- wer denn dann? Man möchte doch selbst auch überrascht werden und eine Freude bereitet bekommen. Ich denke das geht jedem so. Und dieses Fest ist sicher nicht dazu gedacht, um den Haushalt aufzustocken, Wunschlisten abzuarbeiten und v.a. vor dem eigentlichen Festtag schon Bescheid zu wissen, was man bekommt. Geschenke sind wichtig und gehören an Weihnachten auch dazu und auch wenn es mal etwas teurer ist- der Gedanke und die Idee dahinter zählen und das ist es, was ich euch hier auf den Weg geben möchte. Vielleicht könnt ihr es nun ein wenig stressfreier und mit anderen Augen sehen.
Ich wünsche euch für das kommende Wochenende einen ruhigen und besinnlichen 2. Advent und von Herzen alles Liebe!
Eure Colette

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