Helo und olá!
Die Schwestern hier müssen all ihre Schulenglischkenntnisse rauskramen, um mit den Eltern und Kindern hier auf der Station reden zu können. Dann witzeln sie untereinander auch oft und das hört sich dann wie meine Begrüßung an. Es ist aber schon echt merkwürdig, dass so wahnsinnig viele ausländische Mitbürger auf den Onko-Stationen liegen. Prozentual gesehen sind die Deutschen da in der Minderheit. Ich möchte hier nichts andeuten…das ist eine reine Feststellung…Dann hat mir noch eine türkische Mutter erzählt, dass sie als Spenderin zu 100 % für ihr Kind passt und die Geschwisterkinder nicht. Ich hatte euch doch mal geschrieben, dass die Elternteile jeweils immer nur zu 50 % passen und die wahrscheinlichere Möglichkeit immer die Geschwisterkinder sind…Ich finde das natürlich toll, dass die Mutter für ihr eigenes Kind passt, aber diese Tatsache macht mich doch auch ehrlich betroffen. Dann ist noch eine andere Mutter da, die bis dato noch gar kein Deutsch sprach. Sie hat jetzt hier angefangen zu lernen und ist richtig froh darüber. Da muss also erst das Kind krank werden…
Sie sind alle so wahnsinnig nett und hilfsbereit. Da verstehe ich wirklich nicht, warum es so schwer ist sich, wenn man schon auswandert, zu integrieren. Die Frauen sind sehr dankbar hier zu sein, zumal eine solche Therapie in ihrem Land gar nicht möglich wäre. Heikles Thema und es gehört auch nicht in meinen Blog, aber ich werde nunmal tagtäglich damit konfrontiert und habe ca. 12 ausländische Mütter zu 4 deutschen kennengelernt und das geht nicht einfach so an mir vorbei.
Aber jetzt zu mir: Ich habe heute meine letzten Bestrahlungen und ab dann werde ich unter Quarantäne gesetzt. Ich darf also das Zimmer nicht mehr verlassen und alle Personen, die den Raum betreten tragen einen Schutzkittel, Mundschutz, extra Hausschuhe und Handschuhe. Die Waschprozedur vor betreten der Schleuse (bis zum Zimmer müssen 2 Türen passiert werden und das in der Mitte ist die Schleuse) gestaltet sich folgendermaßen: Ärmel hochkrempeln, mit einer Bürste die Nägel schrubben (und das ist echt schrubben!), Hände und Unterarme mit Seife einschmieren und gute 30 sec. einseifen und waschen. Daumen und Handinnenflächen extra waschen. Alles gut abtrocknen. Dann auch alles mit Desinfektionsmittel einreiben und trocknen lassen. Nun zu meinem Zimmer: Die erste Türe darf geöffnet werden. In der Schleuse nochmals Hände waschen und desinfizieren, Hygienekittel an einer Ecke herausholen und oben am Hals zubinden, in die Ärmel schlüpfen, Mundschutz ran, nochmals Hände waschen und desinfizieren (beim Befestigen des Mundschutzes kommt man evtl. an die Haare, die der Keimträger schlechthin sind), dann den Kittel am Rücken zubinden und Handschuhe über die Ärmel anziehen. Erst jetzt kann man in mein Zimmer. Ich selbst trage keinen Kittel oder sonstiges. Ich darf nur nicht mit dem Boden in Berührung kommen. Das ist aber gar nicht so einfach- alleine mal kurz strumpfsockig was aus dem Regal holen darf ich nicht- immer nur mit Hausschuhen. Fällt mir was runter, muss ich es mit dem Fuß in die Schleuse kicken. Die Schwestern heben es dann auf und es wird wieder desinfiziert. Bettwäsche und Schlafanzüge müssen täglich gewechselt werden und bei 60°C in der Waschmaschine gekocht. Danach in den Trockner und dann in einen Wäschesack, der erst wieder in meinem Zimmer geöffnet werden darf. Hier wirds dann zusammengelegt und verräumt. Hände nicht ins Gesicht oder an den Mund. Gäste dürfen nur in der Schleuse essen und trinken. Mehr fällt mir grad nicht ein, aber da wachs ich schon noch rein.
Gestern gings schon los mit der Spuckerei. Das ist aber nicht so schlimm, weil mir dabei nicht übel ist. Das ist nur ein kurzer Moment und dann kann ich meist weitermampfen. Da kommt einfach ein Würgreiz, gegen den man nicht ankommt, aber Übelkeit in dem Sinne ist das nicht. Bin mal gespannt wie´s weitergeht. Matthias hat heute die wii mit dem Stepper mitgebracht. So hab ich wenigstens ein bissel Bewegung hier drin. Ein Ergometer wie im letzten Zimmer hat hier keinen Platz. Ausserdem bin ich ja eh nicht gerade ein Fahrradfreak.
Nächsten Donnerstag ist die Transplantation und ich bin schon gespannt. Eigentlich ist das Ganze ja kein großer Act, aber irgendwie denkt man schon, dass man sich danach anders fühlt. Die meisten von euch denken wahrscheinlich, dass dann endlich alles vorbei wäre…das ist ein weit verbreiteter Trugschluss: Die Transplantation ist erst der Anfang einer langen Durststrecke. Zwischen 10 und 12 Tagen sollte man die ersten Ergebnisse des Anwachsens feststellen können. Danach kommen die Reaktionen der fremden Stammzellen mit meinem Körper. Die müssen gesteuert werden und das erfordert sehr viel Feingefühl der Ärzte, da bestimmte Reaktionen erwünscht sind und manche eben auch nicht. Gehen wir vom besten Fall aus, liege ich hier 2-3 Monate. Das ist aber beliebig erweiterbar- was ich nicht hoffe. Mein Ziel ist es, an Ostern wenigstens wieder raus zu dürfen. Das ist zwar ein hoch gestecktes Ziel, aber bisher lief alles super und wenn ihr mich weiterhin so toll unterstützt, dann schaff ich das auch. Das Schlimmste an einer solchen Krankheit ist wirklich, wenn man sich allein gelassen fühlt. Der Kontakt nach draussen ist so wahnsinnig wichtig- einfach auch nur um zu wissen, dass dort Menschen auf dich warten und dich wiedersehen wollen.
Also macht´s gut und ein schönes Wochenende!!
Eure Colette
Jetzt geht´s dann los…
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ich wünsch alles gute, dass es auch weiterhin so gut läuft
hey colette,
ich drück dir echt ganz fest die daumen, dass alles klappt – und natürlich auch so schnell wie möglich! allein die idee, meine tochter nicht knuddeln zu können, wäre für mich schon unausstehlich! (geht dir ja bestimmt momentan so) und dann so ganz abgeschirmt in einem zimmer und nicht nach draussen an die frische luft…
aber wenn es deiner genesung dient dann ist das wohl einfach so. deine positive einstellung zu deiner krankheit und dem ganzen drum herum ist echt super! da bewundere ich dich echt!
also mach weiter so!
ganz viele liebe grüße aus den usa,
isabell
Liebe Colette,
lese täglich deinen Blog wir wünschen Dir alles Gute. Wir wissen du schaffst das. Mach weiter so lass dich nicht unterkriegen.
Grüße vom Bodensee
Moni
hallo colette,
jeden tag gucke ich was es so neues bei dir gibt. ich finde es toll wie stark du bist und gegen deine krankheit kämpfst. ich drücke dir ganz feste die daumen dass alles gut geht. hoffe, du musst nicht allzu lange in „deinem“ zimmer bleiben und kannst deine kleine bald wieder in die arme nehmen.
liebe grüße und ganz viel durchhaltevermögen wünscht dir melanie aus bayern