Hallo zusammen,
ich bin immer noch unter den Lebenden- die Witze sind ebenso makaber wie immer –> mir geht´s gut 🙂
Mittlerweile ist eine ziemlich lange Zeit vergangen seit meinem letzten Eintrag, aber ich denke ich sollte meinen Werdegang trotzdem weiterhin festhalten. In den letzten beiden Jahren haben mich viele angeschrieben- sowohl Bekannte, als auch mir Unbekannte Menschen- denen mein Blog eine große Hilfe war. Zuerst dachte ich das sei ein Scherz, da ich doch meist eine sehr unverblümte Ausdrucksweise habe, aber in bestimmten Situationen des Lebens will man auch nur DAS hören. Die Realität. Keine Metaphern, Geheimnisse oder Verschönungen.
Meine Realität heute sieht folgendermaßen aus: ich sitze in meinem Büro und versuche die Nachfolgen und Aufschübe des Krankenhausaufenthaltes zu beseitigen. Typisch für meinen energiegeladenen Hintern war natürlich, dass ich direkt nach Ostern wieder studieren musste. Kaum aus der Kur zurück, rein in den Vorlesungssaal. Für mein normales Stundenpensum habe ich mich eigentlich eher gemäßigt in Kurse eingetragen, aber für meinen Körper waren es sicherlich gefühlte 100 Kurse zu viel. Das wollte ich aber so und gutes Zureden seitens meiner Familie, die mit Schrecken beobachten musste, was die 45-kg-Stange sich alles aufbürdet, halfen da schon mal gar nicht. Delia war bis 16 Uhr im Kindergarten und ich hab gelernt. Danach musste ich ganz dringend noch mit ihr Schlitten fahren (da war es meist eigentlich schon dunkel, aber das war super für uns beide!): abends fiel ich dann in´s Bett.
Mein Gewicht war (und ist teilweise immer noch) eine Katastrophe und eigentlich hätte ich überhaupt nicht laufen und täglich nur meine Kaloriendrinks schlürfen dürfen. Das ist aber eben nicht meine Art. So hatte ich aber auch keine Zeit, meine Hausarbeiten der Krankenhaussemester zu schreiben und das Semester danach auch nicht (ich musste ja wieder gaaanz dringend super viele Kurse belegen und außerdem meinem Aufenthalt in Barcelona mit Delia planen) und so weiter. Jetzt habe ich endlich Zeit und mühe mich damit ab, meine Nachlässe abzuarbeiten.
Das Jahr 2012 überspringe ich mal kurz (Nachtrag kommt, denn das war auch ein richtig tolles Jahr) und ich komme zur wichtigsten Nachricht überhaupt, die ich euch schon seit dem 10.03.- meinem Geburtstag- schuldig bin:
Ich habe meine Spenderin kennengelernt!! Sie wohnt leider weiter weg (aber zumindest in Deutschland!!), aber sie hatten sich schon immer das Wochenende nach Ablauf der 2 Jahre vorgemerkt, um uns besuchen zu kommen. Als ich meinen Antarg zum Kennenlernen einreichte, lag ihrer schon längst bereit und exakt am Tag der Transplantation vor 2 Jahren (03.03.), erhielt ich den Brief mit ihren Kontaktdaten. Die kleine Familie reiste am 09.03. abends an. Rein äußerlich könnte wir alle unterschiedlicher nicht sein: Mein Mann, der halbe Nerd-It-ler, eher normal gebaut und ihr Mann, ein bäriger Bodybuilder (Mäuschen, nicht böse sein, aber ich muss das so schreiben, damit man sich das richtig vorstellen kann hihi), ihr Sohn ein 7-jähriger Pasha-Frechdachs und die 4-jährige Prinzessin Delia, sie eine Brünette, sehr sportlich gebaut, aber schlank und eher Hosenträger, ich ein Strich ohne Muckis, blond und Kleidchenträger. Das Schöne ist, wir haben alle ein passendes Pendant, sind ca. gleich alt und verstehen uns gigantisch. Am ersten Abend sollte ihr Sohn eigentlich mit den Eltern im Gästezimmer schlafen. Due Kiddies kannten sich kaum eine halbe Stunde, haben sich dann aber schon zusammen in Delias Zimmer verkrochen und am nächsten Morgen haben wir erst gemerkt, dass sie beide zusammen im Kinderzimmer geschlafen haben. Ts…
Der Oberhammer überhaupt war aber, dass sie sich beide im Zeitraum meiner Hochzeit typisieren ließen. Sie hatten einen Tag frei und ihren Sohn zu den Großeltern gegeben. (Na klar, wenn Matthias und ich frei haben, haben wir auch nichts Anderes im Kopf als Blut spenden zu gehen *g*…) Das ist schon krass. So sind ihre Merkmale exakt zu der Zeit in der Datenbank aufgetaucht, zu der ich nach einem Spender gesucht hatte (dauert ja immer bis zu drei Monaten, bis man im System ist). Von ihem ersten anonymen Brief hatte ich ja schon erzählt. Seitdem gaben wir uns die Pseudonyme fleur de lis (frz. für Lilie) und Lilli (auch abgeleitet von Lilie- das wusste ich aber damals noch nicht). Das war der zweite schräge Zufall: Unsere gemeinsame Lieblingsblume ist die Lilie (meine Hochzeit war auch ausschließlich mit Lilien ausgestattet). Kurz vor unserem ersten Treffen hat sie sich eine riesige Lilie auch die Schulter tätowieren lassen und ich hatte schon im Krankenhaus an meinem dritten (pro Krankheit 1 Tattoo) Tattoo-Entwurf gefeilt: Eine Lilie mit einem Kolobri. All das kam bei unserem ersten Treffen an´s Licht. Da bekomme ich heute noch Gänsehaut. Aber der Oberhammer kommt noch: Ich hatte die ganze Zeit verzweifelt nach einem passenden Geschenk für sie gesucht, aber was schenkt man jemandem, den man nicht wirklich kennt, der einem aber so nahe steht, dass man auch Nichts unpersönliches wie eine Flasche Wein schenken möchte?? Der Tag des Besuchs nahte und ich wurde immer nervöser. Schließlich versteifte ich mich darauf, dass es irgendwas zu tun haben musste mit der Lilie. Das war bisher meine einzige Verbindung zu ihr, die auch ein persönliches Erinnerungsstück darstellen konnte. So, Idee vorhanden, aber was nun? Ich stand im Rush-hour-Stau in Neuburg direkt neben einem Schmuckhändler. Die ganze Stadt schien zugeparkt und überfüllt von Autos, aber wo gab´s ne Parklücke? Direkt davor. Von einer plötzlichen Eingebung getrieben quetschte ich mich da rein und kam mit dem besten Ergebnis wieder heraus, das ich mir nicht hätte träumen lassen: ein wunderschöner, leicht farbiger Lilienanhänger mit einer Kette. Ich war so erleichtert und erfreut und relaxt zugleich! Naja jedenfalls saßen wir dann abends nach ihrer Ankunft noch zusammen und ich konnte schon nicht mehr still sitzen, weil cih ihr unbedingt das Geschenk geben wollte. Sie macht es auf und sagt nur „Nee, oder: warte mal ab, was du morgen zum Geburtstag kriegst“. Tja, jetzt tragen wir beide den Anhänger :-)). Diese Verbindung, die anscheinend schon bestanden hatte, bevor wir uns überhaupt kannte, hat sich mit dem Kennenlernen nur bestätigt und verstärkt. Nicht umsonst heißt es ja blutsverwandt. Irgendwas müssen unsere Merkmale gemeinsam haben, dass wir uns so gut verstehen. Anders kann ich es mir nicht erklären. Sonst müsste ich ja von Schicksal sprechen und das ist mir schon wieder zu spirituell angehaucht oder was meint ihr? Ich finde, dass man das nicht mehr bloß als Zufall ansehen kann…
Übrigens: Danke an WhatsAPP! Die beste Erfindung seit es Smartphones gibt!
Kaum fiel die Tür zu und unsere Gäste reisten ab, fragte mein Mann: Und wann fahren WIR hin?? In 3 Wochen ist es wieder so weit (Feiertag, Brückentag und Wochenende hehe) und ich fieber jetztz schon darauf hin. Wir gehn dann auf die Wiesn. Unsere Mission: wir verbayern ihre ganze Family und zwingen sie zur Konversion! 🙂
So, nun seid ihr erst einmal grob auf dem neuesten Stand. Es gibt natürlich noch viel mehr zu erzählen, aber ich möchte ja auch eure Leseaufnahmefähigkeit nicht überstrapazieren und auch nicht meine Tippfinger, die ich noch für die restlichen Hausarbeiten benötige *grummel*
Macht´s gut und bis bald!